Als die Welt noch in Ordnung war, Kühe auf Weiden grasten, die Bauern deren Milch zur Weiterverarbeitung in die örtliche Sennerei brachten, und die Haustüren von früh bis spät unversperrt blieben, wurde ich in einem Tiroler Dorf geboren. Mit viereinhalb lernte ich lesen und schreiben. Zu meinem fünften Geburtstag bekam ich mein erstes Märchenbuch geschenkt, das mich in fremde Länder und Welten entführt und geprägt hat. So faszinierend ich Gullivers Reisen fand, so entsetzt hat mich das tragische Schicksal Dornröschens, die mit 12 einen vermutlich doppelt so alten Mann heiraten musste. Nur, weil er sie geküsst hat. Ungefragt. Dies wusste ich zu vermeiden, aber mit 16 rief die weite Welt. Mit Zug, Bus und Schiff reiste ich bis zum finnischen Lappland. Allein. Während andere von Jesolo träumten, wollte ich den Polarkreis sehen.

   Meine spirituelle Reise hingegen begann gegen Ende der Hauptschule. Mit Unterstützung meiner Oma, die heimlich mit mir Karten gelegt und mir einen kleinen Holztisch zum Tischrücken gebastelt hat. Ohne Nägel. Oma wusste eben vieles … Jede Frage unserer okkulten Teenager-Runde wurde beantwortet. Dass am Ende der spirituellen Sitzung ich von der herbeigerufenen Seele zum Medium erklärt wurde, war natürlich alles andere als ich zu diesem Zeitpunkt sein wollte.

   Zur Beruhigung meiner Familie und auch meines anerzogenen Pflichtbewusstseins, habe ich einen Brotberuf gelernt: Bürokauffrau. Heute kaum vorstellbar, aber in den 1980ern stand auf meinem Gesellenbrief tatsächlich 'Bürokaufmann'. Zu jener Zeit entdeckte ich Zusammenhänge zwischen Zahnstellungen und Charaktereigenschaften oder familiären Prägungen. Noch heute weiß ich meist mehr über das Seelenleben eines Menschen nach einem Lächeln, als er mir gewöhnlich erzählen würde. 

   Mit 21 hatte ich die Lehre abgeschlossen, konnte Ibiza und Mykonos als weitere Reiseziele verbuchen und war bereit, der Welt ein Loch zu hauen. Das Entsetzen meiner dörflichen Mitbürger war in etwa so, wie meines einst Dornröschen gegenüber. Die guten Ratschläge ließen nicht auf sich warten, überzeugten mich aber nicht. Weder der gute Job als Basis für die Pension, noch die Aussicht auf fünf Wochen Urlaub pro Jahr. Ich hielt es lieber mit Oscar Wilde: „Ratschläge gebe ich immer weiter. Das ist das einzige, was man damit anfangen kann“, und verabschiedete mich in meine Vorstellung von Leben.

Nach vielen Reisen und Erfahrungen setzte ich meinen spirituellen Pfad fort. Ich lernte Kinesiologie, Hypnose, Ayurveda und noch einige ergänzende Praktiken und begann meine Arbeit als holistische Lebensberaterin. Irgendwo zwischendrin fand ich meine Liebe zu Indien und endlich auch den Schlüssel zum Schreiben.

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